Sonntag, 02.10.2016 //

Konferenz – Vorträge, Erinnerungen, Performances & Science Fiction Theater



Als Joseph Weizenbaum sein zwischen 1964 und 1966 am KI-Labor des MIT entwickeltes Programm „ELIZA“ vorstellte, hatte er eigentlich genau das Gegenteil von dem im Sinn, was daraufhin geschah: „ELIZA“ sollte zeigen, dass künstliche Intelligenz allenfalls eine Parodie menschlicher Intelligenz sein kann und schlimmstenfalls in einen Zynismus mündet, der menschliche Kommunikationspartner durch oberflächlich agierende Chatsysteme ersetzt. Seine künstliche Psychotherapeutin „ELIZA DOCTOR“ wurde dann jedoch ernsthaft in der Therapie eingesetzt und so kam ein Stein ins Rollen, der das Programm bis heute zu einem wichtigen Meilenstein der KI-Forschung macht. „ELIZA“ wurde modifiziert, in zahlreiche andere Programmiersprachen übersetzt und zum Gegenstand von medienkritischen Diskursen, Kunstprojekten und Programmierlern-Workshops. Auf unserer Kurztagung wollen wir die Geschichte des Programms, seine Codes, Protagonisten und den technik- und zeithistorischen Kontext noch einmal Revue passieren lassen und haben dazu sowohl Zeitzeugen und Freunde Joseph Weizenbaums eingeladen als auch Forscher, die sich der Computergeschichte, der Beziehung zwischen Philosophie und künstlicher Intelligenz widmen und Künstler, die zeigen, wohin sich „ELIZA“ heute entwickelt hat.


Performance BLACK 7:


Die Wissenschaftlerin Henriette Seldon entwickelte eine Theorie. Sie behauptet, dass mit dem Einsatz technologischer Standards die Menschen aufhören werden zu kämpfen. Alle Kriege würden enden und die Menschen in Frieden leben, weil gewalttätige Konflikte irrational sind und Maschinen immer logisch arbeiten. Die akademische Welt lacht über sie. Also erschuf sie zwei Avatare, um die Theorie durchzugehen und die Zukunft zu berechnen. Sie kommen zu dem Schluss, dass sich die Menschen hochladen werden, sogenannte „Digigrate“, und die Erde friedlich sein wird. Aber das Programm hört nicht auf zu rechnen. Und so entwickeln die beiden Avatare einen eigenen Verstand und künstliche Intelligenz wurde erschaffen. Nach der Frage, warum die Wissenschaftlerin ihre Schöpfung nicht liebt, verliert Henriette Seldon den Verstand. Sie beginnt wie die beiden Avatare zuvor zu rechnen. Sie findet keine Antwort.


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